Türkische Frauengruppe Schreibwerkstatt:

Deutsch sprechen, lesen und schreiben – zusammen geht es leichter

Wie fühlt frau sich, wenn die Metropole Istanbul hinter sich gelassen wird, um im recht kleinen Peine eine Familie zu gründen und Fuß zu fassen? Wird frau hier heimisch in der Stadt und wenn ja, wodurch? Ist das Erlernen der deutschen Sprache wirklich der Schlüssel zur Integration und welche beruflichen und privaten Ziele habe ich für mein Leben in Deutschland? All das sind Fragen, die in der türkischen „Frauengruppe Schreibwerkstatt“, ein Quartierfondsprojekt von Frau Zeynep Dogan, besprochen und aufgeschrieben worden – auch, um den deutschen Sprach- und Schriftgebrauch zu verbessern und die Schüchternheit abzulegen, die einen im Alltag doch noch hindert, das Wissen anzuwenden.
Tamam Arayici, Hafize Songörenler und Elif Yegin sind Teilnehmerinnen der ersten Stunde bei Zeynep Dogan. Ein halbes Jahr trafen sie sich mit bis zu neun weiteren Frauen wöchentlich im Südstadtbüro, um zu üben, sich auszutauschen und zu ermuntern, auf Deutsch zu kommunizieren. Steckbriefe wurden verfasst, Interessen und Hobbys erläutert, Situationen im Rollenspiel erprobt, die aus dem Leben stammen, wie Telefongespräche oder Arztbesuche, Einkäufe und schulische Belange der Kinder.
Was die Frauen vereint? Alle sind wegen der Liebe nach Peine gekommen und mittlerweile fühlen sie sich sehr wohl hier, ganz besonders in der Südstadt.
Frau Arayici wohnt seit vielen Jahren in diesem Stadtteil und arbeitet als Reinigungskraft am Silberkamp Gymnasium. Sie hat drei Kinder, von denen das Mädchen die Schule besucht, die sie säubert – und das macht sie sehr stolz. Die Nähe zur Stadt und dass sie kein Auto benötigt, schätzt Frau Arayici, die auch vor nicht allzu langer Zeit das Fahrradfahren lernte und große Freude daran hat. Kommt sie damit doch auch schneller zu ihrem Garten, den sie hegt und pflegt. Frau Arayici mag ihre Nachbarinnen und Nachbarn. Welcher Kultur und Herkunft sie sind, sei nebensächlich. Man kennt sich – und das schaffe ein Gefühl von Sicherheit und Frieden, die sie sich auch für die Zukunft wünscht.
Frau Hafize Songörenler hat noch in der Türkei das Abitur gemacht, bevor sie heiratete und 2007 direkt nach Peine kam. Besonders schön fand sie sogleich, wie grün es hier im Gegensatz zu Istanbul sei. Zehn Monate lang absolvierte sie Sprachkurse und fühlt sich in der Stadt Zuhause. Sie liebt es mit ihren zwei Kindern, sechs und ein Jahr alt, zu spielen. Kinobesuche & Popcorn seien auch etwas Großartiges, lacht sie. Entspannung findet sie beim Dekor-Torten-Herstellen oder beim Inliner fahren. Ihr Traum sei es, ein Studium zu beginnen, wenn die Töchter aus dem Gröbsten raus sind. Und ganz sicher wird die ehrgeizige junge Frau dieses Ziel verwirklichen, die auch leidenschaftlich gern liest und sich bildet.
Aus Istanbul stammt auch Frau Elif Yegin, die vor neun Jahren in die Stahlstadt zog. 10 Jahre lang war sie dort als Buchhalterin tätig, mit 29 Jahren gebar sie ihre erste Tochter Meryem, dann folgte bald auch Töchterchen Erva, die demnächst in die Grundschule der Peiner Südstadt kommt. „Die Ruhe und das gute Verhältnis zur Nachbarschaft nahe der Stettiner Straße“, antwortet Frau Yegin sanft auf die Frage, was ihr denn hier am besten gefalle. Sie mag es, mit ihren Kindern auf ausgiebige Fahrradtouren zu gehen und liest sehr viel. Auch ihre Zukunftsplanungen sehen vor, eine Universität zu besuchen, um zu studieren. Sich zu bilden sei fundamental wichtig, nicht nur in Deutschland, hat die sympathische Frau längst erkannt.
Erfreut blickt Frau Dogan auf ihre Frauenrunde und ist begeistert über die Fortschritte der Teilnehmerinnen. Auch sie haben die Projekte, die sie Dank des Quartierfonds der Stadt Peine verwirklichen konnte, viel selbstbewusster gemacht. Vor ein paar Jahren war sie noch allein für ihre Kinder, ihren Mann und den Haushalt da. Doch mittlerweile leitet sie sogar AGs an Schulen und hat nebenbei auch noch ihre Abiturprüfung bestanden. So kann sich Lernbereitschaft, Engagement und Zuverlässigkeit auszahlen!

Frauengruppe-Schreibwerkstatt