Rahlenbeckstraße

Eine „Kolonie“ entsteht

Nachdem Gerhardstraße (heute Gerhard-Lucas-Meyer-Straße), Schmiede- und Maschinistenstraße bebaut waren, kaufte das Werk 1890 das direkt an das Fabrikgelände bis an die Braunschweiger Straße reichende Gelände auf.

Der Arbeitgeber als Nachbar
Dort wurde in den folgenden Jahren drei neue Straßenzüge erschlossen: Die Rahlenbeck-, Paul- und Märklinstraße.

1894 wurden in der Rahlenbeckstraße zehn Wohnungen fertig gestellt: Eingeschossige Doppelhäuser, einfach, minimal ausgestattet, schmucklos mit Außenwänden aus rotem Backstein.
Man hatte sich bewusst gegen die damals üblichen Mietkasernen entschieden, um Konfliktpotential und Unstimmigkeiten unter zu eng wohnenden Kollegen und deren Familien zu vermeiden.
Eine weise Voraussicht, die Früchte trug. Denn in der „Kolonie“ entwickelte sich zwischen den Menschengruppen unterschiedlicher Herkunft nach und nach der gewünschte Zusammenhalt. Befürchtete Schwierigkeiten blieben aus.


Häuschen und Garten für die Neubürger

Jedes Doppelhaus verfügte über zwei Wohnungen, von denen jede eine Küche, Stube, zwei Kammern und eine bewohnbare Dachkammer nebst Trockenboden und Keller nebst Zusatzgebäude und Waschküche bot.

Als ein geradezu „goldenes“ Beiwerk erwies sich der jeweils großzügige Gemüsegarten, der insbesondere in den folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahren entscheidend dem Mangel an Nahrungsmitteln entgegen wirkte.

Niedersachsen zum Eingewöhnen

Trotzdem: Die Zeit verlangte besonders von den aus Westfalen, dem Rheinland und Oberschlesien zugezogenen Neu-Peinern eine harte Eingewöhnung an die niedersächsische Lebensart ab.

Beispiel: Essgewohnheiten. Werktags Suppe.
Seltene Spezialitäten und Leckerbissen: Braunkohl und Kartoffelpuffer
Sattmacher: Kohlrabi aus dem eigenen Garten
Feiertags: Zuckerkuchen.

Seit 50 Jahren mit Bad und Toilette
In den 1970iger Jahren wurden die Häuser modernisiert und beispielsweise mit Badezimmer und Windfang ausgestattet. Geblieben sind die großen Gartenanlagen, von denen sich die allermeisten liebevoll gepflegt präsentieren.