Bahnhofsgebäude Jägerstraße

„Es ist dem Menschen unmöglich, die hohen Geschwindigkeiten der Eisenbahn zu ertragen. Sein Atmungssystem wird zusammenbrechen; Tod durch Lungenbluten die Regel sein.“
Prof. Dr. Dionysys Lardner, (1793 – 1859), britischer Arzt

Bahnhofsgebäude Jägerstraße

Werks-Bahnübergang Jägerstraße heute

Bahnhofsvorsteher am Zapfhahn

Als 1858 die Ilseder Hütte gegründet wurde, transportierten Fuhrwerke die erforderlichen Rohstoffe. Vier Jahre später, am 30. April 1862, beschloss man den Bau der Peine-Ilseder Eisenbahn.

Postkutsche auf Schienen
Am 2. Mai 1865, war der erste Güterzug – von Pferden gezogen – von Peine nach Groß Ilsede auf dem neuen Schienenstrang parallel zur Fuhse unterwegs.

Die Behörden hatten den Hüttenbetreibern damals die Auflage erteilt, die neue Strecke nicht nur zur Güterbeförderung zu nutzen, sondern ebenfalls einen „öffentlichen Personenverkehr“ zu ermöglichen.

Trotzdem mussten sich Passagiere noch immerhin ein Jahr lang gedulden. Erst nachdem 1866 die Erfüllung der behördlichen Anweisung angemahnt wurde, konnten am 22. September die ersten Fahrgäste die Reise von Ilsede nach Peine und umgekehrt antreten: Fahrzeit: 1 Stunde.

Zwei Millionen Menschen „unter Dampf“
1872 wurden die bisher eingesetzten lebenden „Zug-Pferde“ in die Arbeitslosigkeit entlassen, von zwei Dampflokomotiven ersetzt und die Fahrzeit nun auf 20 Minuten verkürzt. Das zeigte Wirkung: Das Verkehrsaufkommen steigerte sich allmählich von 10.000 Passagieren im Jahre 1874 bis zum Rekordjahr 1948 mit 2 Millionen Fahrgästen.

In einer Hand: Schaltzentrale für Signal und Zapfhahn
Das für den Bahnbetrieb erforderliche Bahnhofsgebäude wurde in Peine an der Jägerstraße errichtet, am 30. September 1895 dem Verkehr übergeben und später weiter ausgestaltet.

Die Peiner Zeitung am 21. Februar 1901:

„Seit einigen Tagen ist in dem Warteraum des Ilseder Bahnhofs hierselbst eine Schankwirtschaft freigegeben worden, welche sich bis jetzt schon eines regen Zuspruchs zu erfreuen gehabt hat. Da sich im Laufe der Zeit die jetzt zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten als zu klein erweisen werden, soll im Laufe des Frühjahrs eine Vergrößerung des Bahnhofsgebäudes vorgenommen werden.“

So hatte der Stationsvorsteher in der Anfangszeit neben der Herrschaft über die Sicherheit des Bahnverkehrs auch die Befehlsgewalt über die Zapfhähne des Schankbetriebes.

Zweckentfremdete Unterführung
An der Jägerstraße indessen entwickelten sich die oft geschlossenen Bahnschranken zu einem Verkehrsproblem. Um zumindest Fußgängern längere Wartezeiten zu ersparen, wurde 1906 zwischen Braunschweiger- und Jägerstraße eine Fußgängerunterführung eingerichtet. Wegen „zweckentfremdender Benutzung“ wurde sie später wieder gesperrt, die Zugänge verschlossen und sind heute nicht mehr feststellbar.

Die Erinnerung bleibt
Am 1. Dezember 1969 wurde der Personenverkehr von der Eisenbahn auf den Omnibus umgestellt, der Bahnhof an der Jägerstraße im Januar 1970 abgerissen.


Quelle: Stadtarchiv Peine